Zwangsoptimismus in Raketenforschung oder Schach-WM?

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Ein unkonkretes, formelartigen, schablonenhaften „Wir schaffen das“ nutzt nichts, sondern schadet. Ein Zwangsoptimismus bügelt jede Vorsicht weg, aber vernichtet auch jede Chance.

Das kann man machen. Aber in welchen Situationen ist das hilfreich? Das frustriert hinterher nur, wenn man es doch nicht geschafft hat.

Wenn man es sich selbst sagt oder ist in einer Gruppe, hat das so keinen konkreten Bezug. Es fehlt der konkrete Bezug zur Situation. Wie schaffen wir das. Das fehlt einfach. Das ist nicht gut.

Ich habe immer das Bild der Titanic. Man hat geglaubt, dass das Schiff unsinkbar. Genau das war der Fehler. Man war zu optimistisch. Es gibt in der Psychologie den Begriff der Overconfidence. Ich will den Begriff nicht überstrapazieren.
Du schaffst das, ich schaffst das. Das heißt nichts anderes als dass du die Augen verschließt, dass du es möglicherweise nicht schaffst. Es ist so als ob der Kapitän auf der Titanic sagt: „Wir schaffen das!“ Er hat die Eisbergmeldungen vorliegen. Er hat die Meldung vorliegen, dass das Schiff bereits den Eisberg gerammt hat. Die Schiffsbaugesellschaft sagt, die Titanic ist unsinkbar. Das Schiff wenig gut navigierbar. Von England aus ist man gefahren in die USA und in doppelter Geschwindigkeit. Er ignoriert dabei völlig die Eisbergbergwarnungen, ignoriert die mangelnde Maneuvrierfähigkeit dieses Ungetüms, die ihm auch eingebleut wurde. Das ist gefährlich.

Du ignorierst mit dieser formelartigen, schablonenhaften Einpeitschung nicht nur die Risiken, du ignorierst sogar auch die Chancen. Denn wir schaffen das bedeutet womöglich, man fixiert sich auf eine bestimmte Aufgabe, ohne möglicherweise zu sagen, diese Aufgabe oder dieses Ziel kollidiert mit einem anderen Ziel und das ist einfach einzusammeln, wenn man einen Stopp macht.

Ich hatte in paar Videos vorher diesen Fahrrad-Fahrer vorher, der sich auf sein Fahrrad legt und leicht abschüssig fährt. Mit einer schablonenhaften Einpeitschung wird man wenig kreativ sein und nach neuen Lösungen suchen.

Es geht darum die Aufgaben abzuarbeiten und nicht darum sich oder andere formelhaft einzupeitschen, ohne eine Vorstellung zu geben wie. Beim Golfen ist es so, dass man sich auf den eigentlichen Schlag konzentrieren soll, wie er gerade reingeht. Die Formel ist viel zu unkonkret, ist nicht hilfreich und sogar schädlich, einfach nur zu sagen: „Ich schaffe das.“

Es gibt ja irgendwelche Motivationstrainer, die schleppen dich die Berge hoch, um dann ein bestimmtes Selbstbewusstsein zu erreichen. Das würde ich nie empfehlen. Das muss konkret und in Bezug zur Aufgabe stattfinden. Sich über glühende Kohlen treiben zu lassen oder zum Pferdeflüsterer zu gehen ist ein schönes Gefühl, weil man sich einreden kann, dass man da irgendetwas für sich getan hat.

Ich frage mich, warum sich das dann nicht im Profi-Fußball, in der Leichtathletik oder in Gedächtnis-Wettbewerben oder Schach-Turnieren durchgesetzt hat, wo es tatsächlich um Leistung und Wettbewerb geht.